Auch wenn Lebensmittelverschwendung entlang der gesamten Lebensmittelkette geschieht, konzentriert sich “Una Buona Occasione – Eine gute Gelegenheit” hauptsächlich auf jene Verschwendung, die dem Endverbraucher oder der Endverbraucherin zuzurechnen ist.
Laut einer Untersuchung der Technischen Universität Mailand werden in Italien 58,1% der Lebensmittelverschwendung von den Wirtschaftsakteuren des Ernährungssystems verursacht und 41,9% von den Verbrauchern und Verbraucherinnen. Unter den Wirtschaftsakteuren sind die Produzenten für 66,5%, der Handel für 22,3%, Hotels, Gaststätten und Verpflegungseinrichtungen für 6% und die verarbeitenden Betriebe für 5,2% der Lebensmittelverschwendung verantwortlich.
Beitrag der einzelnen Bereiche des Lebensmittelsystems an der gesamten Lebensmittelverschwendung in absoluten Zahlen (Tonnen/ Jahr) und als Prozentwert.
Quelle: Technische Universität Mailand |

Überproduktion
Verantwortlich: die Gesetze des Marktes
Lebensmittelüber produktion ist ein strukturelles Problem und hat die Vernichtung von einwandfrei genießbaren Lebensmitteln zur Folge, noch bevor sie in den Vertrieb kommen. Ursachen für dieses Phänomen sind die Konkurrenz durch billige Importprodukte, welche zu nicht kostendeckenden Preisen verkauft werden, und das bewusste Zurückhalten eines Teils der Erntemenge oder der Vorräte, um für ein Produkt einen höheren Preis zu erzielen.
Weiterführende Informationen (nur in italienischer Sprache verfügbar):
Lebensmittelverschwendung auf dem Feld
Ursachen der Lebensmittelverschwendung auf dem Feld
Beifang
Verantwortlich: die Gesetze des Marktes
Wussten Sie, dass 40% des Fischfangs als Abfall wieder über Bord geworfen werden? Fische und andere Meerestiere, die nicht Ziel der Fischerei sind, aber unfreiwillig mitgefangen werden, werden als Beifang bezeichnet. Meist überleben die beigefangenen Tiere den Fang und den Rückwurf nicht.
Rückgeworfen werden insbesondere zu kleine bzw. junge und verletzte Exemplare der gesuchten Fischart, Fische anderer Arten, die keinen Marktwert haben oder nicht essbar sind, sowie andere Meerestiere wie Vögel, Schildkröten und Meeressäugetiere.
Rückwurf ist eine weit verbreitete Praktik der Fischereiindustrie. In der handwerklichen Fischerei ist Rückwurf weit weniger verbreitet.
2003 haben die Anrainerstaaten am Mittelmeer 153.000 Tonnen Fisch mit Grundschleppnetzen gefangen, davon allein die griechischen und italienischen Fischereiflotten 143.000 Tonnen.
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Optische Mängel
Verantwortlich: Handelsketten und Verbraucher bzw Verbraucherinnen
Viele Konsumenten und Konsumentinnen sind so sehr an das perfekte Aussehen der Produkte aus den Supermärkten gewöhnt, dass sie Früchte und Gemüse mit auch nur leichten Mängeln schnell entsorgen. Die Handelsketten verpflichten die Produzenten zur Einhaltung sehr hoher Standards, was das Aussehen ihrer Produkte betrifft. Produkte, die diesen Anforderungen nicht entsprechen, werden vom Vertrieb ausgeschlossen.
In Italien werden bereits an der Quelle rund 1,5 Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Erzeugnisse entsorgt, das entspricht 2,73% der Gesamtproduktion.
Quelle: Last Minute Market und Universität von Bologna 2011
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Die Verträge der Handelsketten
Verantwortlich: Handelsketten und Industrie
Die Lebensmittelindustrie wird vom Handel oft dazu verpflichtet, unverkaufte Produkte wie beispielsweise Schokoladen-Ostereier zurückzunehmen.
Ladungen, die eine kürzere Haltbarkeitsfrist als andere bereits gelieferte Chargen aufweisen, werden zum Teil bereits bei der Anlieferung abgelehnt.
Abgelehnte und rückgenommene Ware wird dann häufig entsorgt.
Mangelhafte Produktionsplanung oder Bedarfsprognose
Verantwortlich: Lebensmittelindustrie
Wird eine größere Menge an Ware produziert, als die gewohnten Kunden und Kundinnen abnehmen, können diese Produkte vielleicht nicht mehr rechtzeitig verkauft werden, weil sich die verbleibende Haltbarkeitsfrist kontinuierlich verringert. Tatsächlich verlangen die Handelsketten Ware, welche bei der Anlieferung noch zwei Drittel der Frist bis zum Ablauf des Haltbarkeitsdatums vor sich hat.
Weiterführende Informationen (nur in italienischer Sprache verfügbar):
Lebensmittelverschwendung in der Industrie
Ursachen der Lebensmittelverschwendung in der Industrie
Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie
Verantwortlich: Gaststätten und Verbraucher bzw. Verbraucherinnen
Im Unterschied zu den angelsächsischen Ländern ist es in Südtirol bzw. Italien noch nicht üblich, sich die Reste der eigenen Mahlzeit einpacken zu lassen, um sie mit nach Hause zu nehmen.
Abhilfe soll hier eine Mitnahme-Box für Speisereste schaffen, die vom Bereich Gesundheit und Soziales des Landes Südtirol gemeinsam mit dem Hoteliers- und Gastwirteverband HGV realisiert wurde.
Da die benötigte Anzahl der einzelnen Speisen in der Gastronomie kaum exakt vorhersehbar ist, wird meist mehr vorbereitet, als tatsächlich bestellt wird. Nicht immer können diese Überschüsse anderweitig verwertet werden.
Weiterführende Informationen (nur in italienischer Sprache verfügbar):
Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie
Ursachen der Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie
Allzeit volle Regale
Verantwortlich: Handelsketten und Verbraucher bzw. Verbraucherinnen
In den Filialen der Handelsketten sind die Regale auch kurz vor Ladenschluss noch prall gefüllt, da ständig nachgefüllt wird. Leicht verderbliche Produkte, die nicht verkauft wurden, werden dann oft entsorgt.
Weiterführende Informationen (nur in italienischer Sprache verfügbar):
Lebensmittelverschwendung im Handel
Ursachen der Lebensmittelverschwendung im Handel
Die Verpackung
Verantwortlich: Handelsketten und Industrie
Die Aufmachung der Verpackung soll zum Kauf eines Produkts anregen. Manchmal hat jedoch die Verpackung selbst ein Ablaufdatum, beispielsweise wenn darauf ein Gewinnspiel angekündigt wird. Nach Ablauf der Teilnahmefrist wird die überschüssige Ware in der Regel nicht mehr verkauft, sondern eingezogen. Auch Produkte mit beschädigter Verpackung sind meist nicht mehr verkäuflich.
Haltbarkeitsdaten
Verantwortlich: Handelsketten und Verbraucher bzw. Verbraucherinnen
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ("mindestens haltbar bis") wird fälschlicherweise oft als Wegwerfdatum interpretiert.
Mehr zum Thema hier http://www.unabuonaoccasione.it/it/date-di-scadenza/il-significato
Im Handel werden Produkte oft schon vor Erreichen der Mindesthaltbarkeitsfrist aus den Regalen genommen.
42% der Lebensmittelverschwendung in den italienischen Haushalten gehen auf abgelaufene oder verdorbene Lebensmittel zurück.
Quelle: Technische Universität Mailand |
Implulskäufe
Verantwortlich: Verbraucher und Verbraucherinnen
Impulsakäufe, also nicht geplante Einkäufe, führen dazu, dass mehr gekauft wird, als tatsächlich benötigt wird. Herbeigeführt wird dieses Verhalten nicht zuletzt durch die ausgeklügelte Präsentation der Waren in den "Konsumtempeln".
Overcooking (nicht bedarfsgerechtes Kochen)
Verantwortlich: Verbraucher und Verbraucherinnen
In den Haushalten werden oft zu große Mengen gekocht. Einerseits, weil Überfluss ein Zeichen für Wohlstand ist, andererseits, weil größere Packungen kostengünstiger sind und es deswegen im Verhältnis weniger kostet, wenn man eine größere Menge einer Speise zubereitet.
Dazu kommt, dass die überschüssigen Portionen und andere Speisereste oft nicht mehr verwertet werden, weil viel vom Wissen früherer Generationen verloren gegangen ist.
Fehlende Kompetenzen im Haushalt
Verantwortlich: Verbraucher und Verbraucherinnen
Viele Verbraucher und Verbraucherinnen wissen heute zu wenig Bescheid über gute Vorratshaltung, die sachgerechte Lagerung von Lebensmitteln und die Verwertung von Speiseresten.
40% der Italiener und Italienerinnen geben an, Lebensmittel zu verwerfen, weil sie diese nicht sachgerecht gelagert haben. Quelle: Bericht 2013 – Waste Watcher |
Weiterführende Informationen (nurin italienischer Sprache verfügbar):
Lebensmittelverschwendung im Haushalt
Ursachen der Lebensmittelverschwendung im Haushalt
Jugendliche und Lebensmittelverschwendung
Verschwendung von (virtuellem) Wasser
Verantwortlich: Verbraucher und Verbraucherinnen
Die typische westliche Ernährungsweise ist reich an tierischem Protein, tierischen Fetten und Zucker. Im Vergleich zu einer pflanzenbasierten Kost werden für die westliche Ernährung mehr Wasser, mehr Energie und mehr Ackerfläche verbraucht.
Die Produktion von einem Kilo Gemüse verursacht einen Wasserfußabdruck von 325 Litern, für ein Kilo Teigwaren sind es rund 1.700 Liter, für ein Kilo Käse 5.000 Liter und für ein Kilo Rindfleisch ganze 15.500 Liter.
Mehr zum virtuellen Wasser hier spreco dell'acqua.
Quelle: www.ambientebio.it
Nahrung hat keinen Preis, sondern einen Wert
Verantwortlich: die Gesetze des Marktes
In den industrialisierten Ländern werden Lebensmittel auch deswegen verschwendet, weil sie häufig zu wenig kosten und die Bevölkerung es sich "leisten" kann. Der Wert eines Nahrungsmittels darf jedoch nicht rein monetär bewertet werden. Essen ist Ausdruck einer Kultur, einer Tradition und hat einen Bezug zur jeweiligen Region. Essen ist Gemeinschaft und schenkt Freude.