Das Thema Wasser ist aus gleich zwei Gründen relevant.
Wenn Lebensmittel verschwendet werden, wird damit auch das Wasser, das für ihre Herstellung verwendet wurde, verschwendet.
- Die Lebensmittel, die wir entsorgen, enthalten unsichtbares, „virtuelles“ Wasser. Für die Herstellung von 1 kg Rindfleisch sind rund 15.000 Liter Wasser notwendig. Wenn man sich das bewusst macht, kommt man hoffentlich zum Schluss, dass übrig gebliebenes Fleisch nicht entsorgt werden sollte, sondern noch für verschiedene Reste-Gerichte (wie Fleischlaibchen, Hackbraten u.ä.) verwendet werden kann. Vielleicht führt diese Erkenntnis auch dazu, dass einige Menschen ihren Fleischkonsum reduzieren oder ganz auf Fleisch verzichten.
- Im Vergleich zu der Menge an (virtuellem) Wasser, das wir aufgrund unserer Lebensmittelauswahl verbrauchen (täglich Tausende von Litern), ist die Wasserersparnis, die wir erreichen, wenn wir beim Zähneputzen das Wasser abdrehen, verschwindend klein (nur wenige Liter Wasser).
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Inhalt
Das Wasser, das es nicht mehr gibt
Wasser-Fußabdruck (Water Footprint)
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Das Ernährungssystem nachhaltiger zu machen, bedeutet nicht nur, die Lebensmittelverschwendung zu verringern, sondern auch, eine Ernährungsweise zu wählen, die schonend mit der Ressource Wasser umgeht und mit der abnehmenden Verfügbarkeit von Wasser vereinbar ist.
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Das Wasser, das es nicht mehr gibt
In den letzten Jahresberichten des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum) wird die globale Wasserkrise immer als eines der größten globalen Risiken angeführt, sowohl hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit des Auftretens als auch hinsichtlich des Ausmaßes der Auswirkungen.
Zwei der führenden Experten für hydrologische Systeme (Mekonnen und Hoekstra) zeigen in einer Studie, dass schon heute vier Milliarden Menschen an mindestens einem Monat pro Jahr unter Wassermangel leiden und 1,8 Milliarden Menschen an mindestens sechs Monaten im Jahr mit Dürre zu kämpfen haben. Wasserknappheit ist also ein weithin unterschätztes Problem.
Warum tritt heute (und erst recht morgen) in immer ausgedehnteren Gebieten der Welt Wasserknappheit auf, wenn doch der Wasserkreislauf einen ausgeglichenen Wasserhaushalt (zwischen Wasserzufuhr und Wasserverbrauch) auf dem Planeten gewährleisten soll?
Bild aus „Wassergeschichten“ - © Sanpellegrino 2016
Darauf gibt es zwei Antworten:
„Der Wasser-Fußabdruck eines Produkts ist die Menge an Süßwasser, die für die Herstellung des Produkts verwendet und entlang der verschiedenen Stufen der Herstellungskette ermittelt wird.“
Der Wasserfußabdruck ist ein Indikator für den Wasserverbrauch von Konsumgütern. Das Konzept entspricht jenem des ökologischen Fußabdrucks und des CO2-Fußabdrucks, anstelle der Landnutzung bzw. der Nutzung fossiler Energien bezieht es sich aber auf Wasser.
Bei der Produktion von landwirtschaftlichen (und anderen) Gütern und bei der Berechnung ihres Wasser-Fußabdrucks werden drei Arten von Wasser unterschieden.
Die Farben des Wassers
Das blaue Wasser ist jenes in Seen, Flüssen und unterirdischen Vorkommen. Es kann aus erneuerbaren Quellen stammen, die durch Regen und Schneeschmelze wieder aufgefüllt werden, oder aus nicht erneuerbaren Vorkommen entnommen werden. Es ist leicht zugänglich und leicht zu transportieren und kann gemessen, aufgestaut, aufbewahrt und in Wasserversorgungsnetze gepumpt werden, um den Bedarf der verschiedenen Sektoren (Landwirtschaft, Industrie und Haushalte) zu decken. Weltweit werden 70% dieses Wassers für die Bewässerung verwendet (FAO – AQUASTAT), in einigen Ländern, die sehr trocken sind (wie der Nahe Osten oder Nordafrika), sind es über 90% des gesamten Wasserverbrauchs.
Grünes Wasser ist Regen- oder Schneewasser, das verdunstet oder über die Pflanzen „abgeatmet“ und dadurch nicht zu blauem Wasser wird. Es wird fast ausschließlich in der Landwirtschaft eingesetzt und deckt dort 84% des Bedarfs.
Graues Wasser ist „verschmutztes“ Wasser (Abwasser), das zur Verdünnung der Schadstoffe aus den Produktionsprozessen verwendet wird und für den menschlichen Gebrauch nicht mehr verwendbar ist.
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Der Wasser-Fußabdruck eines Produkts ermittelt die Wassermenge, die für die Herstellung eines Gutes in einem bestimmten geografischen Gebiet benötigt wird. Für ein und dasselbe Nahrungsmittel variiert der Wasser-Fußabdruck je nach Ort beträchtlich, abhängig vom Klima, den landwirtschaftlichen Techniken, dem Ernteertrag, der Verfügbarkeit von Regenwasser oder der Notwendigkeit der Bewässerung usw.
Die Auswirkungen der Wasserentnahme zur Herstellung eines Lebensmittels sind wiederum sehr unterschiedlich, je nachdem, wo und wie das Lebensmittel hergestellt wird. Es variiert nämlich nicht nur die benötigte Wassermenge, sondern auch die „Qualität“ des verwendeten Wassers (blaues oder grünes Wasser). Auch kann es sein, dass bei Wasserknappheit das verfügbare Wasser für vorrangige Verwendungszwecke (insbesondere für den häuslichen Gebrauch) entnommen wird.
Beispiel: Orange (die angegebenen Mengen in Liter beziehen sich auf eine Orange von rund 200 Gramm)
Art des Wassers | Italien | Marokko | Spanien |
grünes Wasser | 56,8 l | 44,4 l | 44,6 l |
blaues Wasser | 8,2 l | 59 l | 32 l |
graues Wasser | 9,8 l | litri 7 l | 11 l |
Gesamtmenge | 74,8 l | 110,4 l | 87,6 l |
Das Konzept des virtuellen Wassers ist wichtig, um unsere Abhängigkeit von zum Teil weit entfernten hydrologischen Systemen und die Auswirkungen, die unser Lebensstil, unsere täglichen Aktivitäten und Entscheidungen auf diese Systeme haben, zu verstehen.
Es ist wichtig, eine Vorstellung davon zu haben, wie unser Wasserfußabdruck ist und wovon er abhängt.
Die Welt hat Durst, weil wir Hunger haben
„Die Welt hat Durst, weil wir Hunger haben“ ist der Slogan, mit dem die FAO den unauflöslichen Zusammenhang zwischen Wasserverbrauch und Nahrungsmittelproduktion ausdrückt. Der Slogan passt gleichermaßen für den Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Wasser und den Ernährungsgewohnheiten.
Tatsächlich sind wir es, die durch die Wahl der Nahrungsmittel die Entnahme von Wasser in einer Weise beeinflussen, die immer weniger nachhaltig ist. Wenn wir unseren Wasser-Fußabdruck verringern wollen, ist es am wichtigsten, das, was wir essen, kritisch zu hinterfragen, anstatt „nur“ den Wasserverbrauch in Küche, Bad oder Garten zu betrachten.
Wasser zu verschwenden ist niemals sinnvoll und es ist ratsam, Wasser zu sparen, wo immer es möglich ist. Aber wenn wir uns auf den Wasserverbrauch für den häuslichen Gebrauch beschränken, werden wir nicht in der Lage sein, die großen Probleme der Welt im Zusammenhang mit Wasser positiv zu beeinflussen.
© UN Photo/John Isaac, Frauen beim Reisanbau in Palung, Nepal
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